Angekündigt war zwar der Tagesordnungspunkt „Gewerbegebiet Wilhelmshöhe-Nord, Vorstellung des Denkmodells für eine von der Höhenlage und Flächengröße reduzierte Vorplanung“, doch bei diesem „Denkmodell“ hielt sich das Ingenieurbüro Beyer nur kurz auf.
Ihm ging es im Wesentlichen um das Bodenmanagement – und natürlich um die Kosten. Bodenmanagement meint, wie viele Kubikmeter Bodenflächen hin und her bewegt, oder gar an anderer Stelle entsorgt werden müssen und wie viel Geld das kostet.
Zurück zur Planung: Tatsächlich hatte es zwischen Eigentümern und Stadt Gespräche gegeben, wie es denn mit dem von der Stadt geplanten Industriegebiet GIB Wilhelmshöhe-Nord weitergehen könne.
Da die Ursprungsversion der städtischen Visionen auf blankes Entsetzen und strikte Ablehnung bei Bürgern wie Eigentümern gestoßen war, präsentierte die Verwaltung dann den Waldgenossen ein erstes verkleinertes „Denkmodell“.
Das lehnten diese aber als noch zu groß ab. „Allenfalls bis zum sogenannten Postweg“, lautete die Devise. Und auf Widerspruch stieß außerdem die Tatsache, dass in Richtung Büschergrund ein Wall für optische Abschirmung sorgen sollte, das Industriegebiet dafür aber deutlich weiter an die Bühler Bebauung herangeschoben worden war.
Die Folge: Ein „reduziertes Denkmodell“. Während das Ingenieurbüro für die Ursprungsvariante 36,50 Euro als Kosten für den Quadratmeter Gewerbefläche ausgerechnet hatte, schossen die Kosten bei diesem reduzierten Denkmodell nach deren Einmaleins auf 126,00 Euro. „Wirtschaftlich nicht darstellbar“, so die Auffassung des Ingenieurs. Die Gefahr eines geschmälerten Investoren-Profits vor Augen?
Insgesamt präsentierte das Beyer-Büro ein Folien-Feuerwerk mit insgesamt sieben Varianten*, die zwischen 55.000 und 96.500 Quadratmetern an Netto-Gewerbeflächen anboten, mal höher und mal tiefer am Ischeroth gelegen. Das verschlug dann auch den versammelten Stadtentwicklungsmitgliedern die Sprache, die erst gar nichts nachfragen wollten. Eine „sachkundige Bürgerin“, beruflich als Stadtplanerin bei einer Nachbargemeinde beschäftigt, erkundigte sich dann doch noch nach dem Regelwerk, welche Gewerbearten denn in dem Industriegebiet angesiedelt werden könnten (was sie als Expertin sicher wusste).
Zuversichtlich zeigte sich die Verwaltungsspitze: „Wenn sich das Gehölz entwickelt“, würde man das Industriegebiet auch gar nicht mehr sehen.
Wenn die Verwaltung glaubt, das angestrebte Industriegebiet für störendes Gewerbe („Der Bedarf der Stadt Freudenberg richtet sich aufgrund der lokalen – wie auch der regionalen – Wirtschaftsstruktur und der realisierten Gewerbenachfrage der letzten Jahre jedoch eindeutig auf GIB, d.h. gem. LPLG DVO auf eine überwiegende Festlegung von GI für störende, insbesondere emittierende, auch verkehrsintensive Nutzungen.“ Seite 18, Vorlage 27/04/14, Regionalrat Arnsberg, Sitzung am 3. 12. 2014) sei nur ein Kostenproblem, dann hat sie die Anliegen der betroffenen Bürger in Bühl und Büschergrund immer noch nicht begriffen. Im Gegenteil: Sie ignoriert deren Sorgen um die Qualität des Wohnortes, über das Landschaftsbild und all die Belästigungen, die sich mit dem GIB-Gebiet ankündigen. Die Diskussion auf den Quadratmeterpreis des erträumten GIB zu reduzieren, ist geradezu verachtend.
Aber immerhin: So haben in der Sitzung die vielen Besucher doch wenigstens bei der „finanziellen Beerdigung“ des Denkmodells dieses auch mal sehen können. Eine öffentliche Diskussion darüber, in der auch die Bürger etwas sagen und fragen dürfen (was in einer Ausschuss-Sitzung nicht üblich ist), verschob die Bürgermeisterin dann um Monate ins nächste Jahr. Freuen dürfen sich die Interessierten auf das Protokoll der Sitzung. Dann sollen auch die im Schnelldurchgang gezeigten Unterlagen im Ratsinformationssystem abzurufen sein.
Hier geht es zum Artikel der Siegener Zeitung.
*Die sieben Varianten und ihre Beyer-Angebotspreise:
Ursprüngliche Variante, 36,50 €/m2
Denkmodell I, 51,50 €/m2
Reduziertes Denkmodell, 126,00 €/m2
Ursprüngliche Variante angepasst, 40,50 €/m2
Vermittelte Variante mit Überschuss, 59,00 €/m2
Vermittelte Variante mit Massenausgleich, 37,50 €/m2
Vermittelte Variante ohne Bühl, 53,50 €/m2