Initiative ist über neue Wilhelmshöhe-Nord-Planung bitter enttäuscht
Viele besorgte Bürgerinnen und Bürger haben die Möglichkeit wahrgenommen, weitere Informationen zu dem von der Stadt Freudenberg geplanten Industriegebiet Wilhelmshöhe-Nord am Ischeroth zu erhalten. Dabei wurden nicht nur die zuvor in der Stadtentwicklungsausschuss-Sitzung am 23. November 2017 gezeigten Planvarianten, sondern bereits der Entwurf eines Bebauungsplanes vorgeführt.
„Die Initiative zum Erhalt des Ischeroth sieht die neuen konkreten Planunterlagen mit großer Enttäuschung“, bilanziert Ortsheimatpfleger Rolf Kolb.
Bereits seit Jahren gab es ganz massive Einwände gegen die Größe des Gebietes, seine Höhenlage am Ischeroth, gegen die Festsetzung als GIB (Überwiegende Nutzungsmöglichkeit für „störende Betriebe“) und die erheblichen Eingriffe in Natur und Landschaft.
Anfangs sahen die Pläne eine Nettofläche von 9,65 ha auf einer Höhenlage von 435,00 Metern vor. Nach dem die Bürgermeisterin ausführte, man sei auf Sorgen, Bedenken und Kritik eingegangen, müssen nach Darstellungen des beauftragten Ingenieurbüros statt 460 Tausend Kubikmeter Erde allerdings nun 545 Tausend, also deutlich mehr, für die Herstellung von 77.500 m2 Industrieflächen bewegt werden. „Und die Höhe wurde gerade einmal von 435 m um 1,85 m auf 433,15 m abgesenkt“, ist Matthias Irle empört.
Mit den jahrelangen Bemühungen, einen landschaftsverträglicheren Kompromiss mit weniger Belastungen für die betroffenen Ortslagen zu finden, scheinen letztlich die Waldgenossen an der Nase herum geführt worden zu sein. Ihr Vorschlag einer Annäherung durch ein „reduziertes Denkmodell“ ist für die Verwaltung nur noch Makulatur. „Der neue Beyer-Hartmann-Plan (Nr. 6 „Vermittelte Variante mit Massenausgleich“) orientiert sich maßgeblich an der abgelehnten Ausgangsvariante“, so Ortsvorsteher Friedhelm Höfer.
Dass für den Planer einzig und allein das „Bodenmanagement“ mit der geringsten Kostenbelastung für den Investor die alles entscheidende Rolle spielt, sorge in der Bürgerschaft für ‚echte Verärgerung’. Die Planer-Maxime: Nur eine Lösung, bei der keine Erdmassen abtransportiert werden müssen, bloß nichts, was irgendwie die Rendite der Vermarktung schmälern könnte. Obwohl bei Schnittzeichnungen der bis zu 30 m hohen Böschungen stattliche Bäume gezeichnet waren, wurde in der Erläuterung sehr schnell klar, dass deren Anpflanzung in dieser Höhe „natürlich nicht wirtschaftlich“ sei. Sicher sei zunächst mit Ginsterbewuchs zu rechnen, alles andere sei eine Frage von Jahrzehnten.
„Bezeichnend“, so Christian Johann von der Initiative, „dass einzig der im Publikum platzierte frühere Freudenberger Sparkassen-Vorstand eine für das GIB zustimmende Wortmeldung abgab.“
Das von der Stadtverwaltung favorisierte GIB-Wilhelmshöhe-Nord bleibt selbst bei einem zusätzlichen Wall von 5 Metern bei Hallenhöhen von 15 Metern weithin sichtbar, dominiert die höchste Erhebung „Ischeroth“ und steht damit völlig im Gegensatz zu einer geforderten Einbindung in die naturräumliche Umgebung.
Die von der Verwaltung Vortragenden, so die Initiative, bezogen sich in der Einleitung ausdrücklich auf den in Arnsberg beschlossenen Regionalplan. Dort ist nach wie vor das Plangebiet speziell für „eine überwiegende Festlegung von GI für störende, insbesondere emittierende, auch verkehrsintensive Nutzungen“ vorgesehen, für das es einen „aufgestauten Bedarf“ gebe. Die dadurch berechtigten Sorgen der Bewohner in den anliegenden Wohnorten vor ganz erheblichen Lärm-, Staub- und Geruchsbelästigungen versuchte der Baudezernent mit Gestaltungsvorschriften für den Bebauungsplan zu entkräften. So sei „Schwerindustrie“ auszuschließen. Die Bürger dürften darauf vertrauen, dort werde konkret keine Kokerei entstehen. „Da sich in der ganzen Bundesrepublik derzeit nur noch fünf Kokereien in Betrieb befinden, muss dieses Beispiel eher als „rhetorisches Füllmaterial“ bewertet werden“, findet Gerhard Böcking. Der gezeigte Bebauungsplan sieht konkret 15 Betriebsgrundstücke zwischen 2.200 und 10.000 Quadratmetern vor, gut 72 Prozent der Gesamtfläche, also der weit überwiegende Teil, sind auch dort ausdrücklich als „GI“ deklariert.
Keine Festsetzungen sieht der präsentierte Bebauungsplan für eine weitere Einbindung des Naherholungsbereiches „Ischeroth“ vor, bisherige Wanderwege sind schlichtweg gekappt. Kein Wort fiel beispielsweise zu einer steigenden Verkehrsbelastung im Dorfgebiet von Bühl.
Als Neuigkeit durften die Zuhörer in der Büschergrunder Aula erstmals Namen von Firmen erfahren, die Interesse am Standort Wilhelmshöhe-Nord angemeldet hätten. Zu ihnen, so die Bürgermeisterin, zähle die Firma Albrecht Bäumer, bisher an der Asdorfer Straße angesiedelt. „Als Argument eine Krücke“, staunt Manuel Hoffmann, „denn, wie zu hören ist, hatte genau dieses Unternehmen Grundstücksflächen bereits im Gewerbegebiet Wilhelmshöhe-West erworben – und wieder verkauft!“ Ein weiterer Name sorgte für Furore: Auch die Firma ISOWA, bisher Hommeswiese, liebäugele jetzt mit der Wilhelmshöhe. Dessen Geschäftsführer hatte sich in der Pressemitteilung (17.09.2017) zum zurückliegenden IHK-Wirtschaftsgespräch zitieren lassen, „früher habe man getanzt, wenn die neuen Maschinen liefen und der Boden zu vibrieren begann“.
„Vibrierende Wohngebiete“, so die Initiative, „sind nun nicht gerade das Ziel.“
„Die Menschen in Bühl und Büschergrund, die zum Preis ihrer Lebensleistung für sich und ihre Familien hier ihre Wohnstätten errichtet haben, finden es überhaupt nicht erstrebenswert, wenn ihr Zuhause durch das neue Industriegebiet und die Ansiedlung von störendem Gewerbe durch dessen Immissionen zukünftig beeinträchtigt werden könnte,“ unterstreicht Klaus Ungruh.
Überhaupt, so das enttäuschende Fazit, sei die Wertschätzung für den persönlichen Lebensbereich sehr unterschiedlich ausgeprägt. Führte doch der Baudezernent bei der Frage nach Alternativen aus, Wilhelmshöhe-West sei in Richtung Lindenberg nicht mehr zu erweitern, weil davon drei Wohnhäuser betroffen seien. „Wenn aber durch Wilhelmshöhe-Nord gleich zwei ganze Wohnorte in erhebliche Mitleidenschaft gezogen werden, solle das akzeptiert werden,“ kann sich Thomas Löw nur wundern.
Nach all den neuen Erkenntnissen stellt die Initiative für den Erhalt des Ischeroth fest, dass die Waldgenossenschaften Bühl und Büschergrund ausdrücklich in ihrer mehrfach bekundeten Absicht nur zu unterstützen seien, ihre Flächen für so ein Gebiet „Wilhelmshöhe-Nord“ nicht zur Verfügung zu stellen.
Foto: Mike Salomon