Die „Westfälische Rundschau“ zitiert den Freudenberger Baudezernenten in ihrer Ausgabe am 13. November 2010:
„Wir sind am Ende.“
Gemeint war: Die Stadt habe keine Gewerbeflächen mehr und brauche dafür neue Gebiete. In der „Siegener Zeitung“ vom 17. November 2010 präzisierte der „Fachbereichsleiter Bauen“: „Freudenberg hat ein Gewerbeflächendefizit von 10 ha!“ Und die Verwaltung wurde weiter zitiert:
„Es gelte derzeit Weichen zu stellen in Richtung einer ‚Entwicklung mit Augenmaß'“.
Doch bevor Ausschüsse oder Rat ihre Beratungen durchführen oder gar zu einem Beschluss gekommen waren, titelte die Siegener Zeitung am 18. Juni 2011: „In Betracht kommt nur Büchergrund-Bühl„. Sie berichtete damals von einem „Wirtschaftsgespräch“ der IHK Siegen bei der Spedition Bender in Freudenberg. Der Freudenberger Bürgermeister wird in der IHK-Pressemeldung zitiert:
„Ein großer Wurf gelingt uns aber nur im Bereich Büschergrund-Bühl im Anschluss an das Postverteilzentrum. Wenn alles gut geht, können wir in sechs bis acht Jahren das Planverfahren abschließen“.
Der stellvertretende IHK-Hauptgeschäftsführer ergänzte: „Dieses Bestreben wird von uns nachdrücklich unterstützt“.
Bürgermeister und Kammer betonten also Einigkeit – und wie konkret die Planungen bereits waren, konnte die erstaunte Öffentlichkeit dann am 1. Oktober 2011 bei „Freudenberg-Online-News“ erfahren. Hier waren exklusiv die Pläne für die Wilhelmshöhe erstmals einzusehen – obwohl offiziell keinerlei zustimmende Voten für diese Planung vorlagen. Von „Augenmaß“ konnte dabei wahrlich nicht mehr die Rede sein.
Und „missstimmig“ ging es dann auch in der darauffolgenden Sitzung des Stadtentwicklungsausschusses (19. Oktober 2011) zu, wie die Siegener Zeitung am 20. Oktober 2011 zu berichten wusste. Der Baudezernent hatte dem Fachausschuss mitgeteilt, die Verwaltung wolle den entsprechenden Antrag nun einbringen, damit sich der Regionalrat im März 2012 damit befassen könne. SZ-Zitat: „Diese Mitteilung stieß nicht gerade auf Applaus bei den Ausschussmitgliedern. Die nämlich fühlten sich als politisches Beratung- und Entscheidungsorgan übergangen (…), über einen Ort für ein mögliches Gewerbegebiet sei doch noch gar nicht diskutiert worden„.
Eine Empfehlung für „Wilhelmshöhe-Nord“ fasste der Ausschuss formell erst in seiner Sitzung am 7. Februar 2012 – mit 8 Ja-Stimmen, 4 Nein-Stimmen und 1 Enthaltung.
In einem Punkt traf der „Freudenberg-online“-Bericht vom Oktober 2011 im Nachhinein gesehen nicht zu. Dort war formuliert worden: „Die Verhandlungen mit den Grundstückseigentümern dürften nicht ganz so schwierig werden wie bei früheren Planungen, da man sich diesmal nur mit den Haubergsgenossen aus Büschergrund und Bühl einig werden muss“. Die Siegener Zeitung berichtete am 26. Mai 2012:
„Die Stadt Freudenberg wollte insgesamt 19 Hektar Waldfläche von den Genossenschaften Büschergrund und Bühl kaufen, um das Gewerbegebiet Wilhelmshöhe zu erweitern. Doch die beiden sagten Nein„.
Übrigens: Bezeichnender Weise heißt es auf Seite 55 der Regionalrats-Vorlage für dessen Sitzung am 3. Dezember 2014 zum Industriegebiet Wilhelmshöhe-Nord:
„Uneingeschränkt begrüßt wird die Planung allein durch die IHK Siegen.“
Der Regionalrat beschloss dann in seiner Sitzung am 27. September 2012 in Burbach, das Änderungsverfahren für den Regionalplan mit dem Ziel einer Erweiterung von 17 Hektar Gewerbefläche für Freudenberg einzuleiten. Seine Pressemitteilung zierte der Regierungspräsident bereits mit einem Foto der spezifischen Investorenplanung, das als „Grafik des Ingenieurbüro Beyer“ vorgestellt wird.
Dokument: Pressemitteilung des RP Arnsberg vom 27. 09. 2012